Studie über "intelligentes" Stromnetz auf Pellworm
Gehört zu den Vorreitern in Sachen regenerativer Energien: Pellworm. Die Insel hat bereits ein kombiniertes Solar- und Windkraftwerk .
Mit dem Strom aus erneuerbaren Energien sind die Netze längst überfordert. Europaweit wird nicht nur über einen Ausbau, sondern auch über eine bessere Nutzung der Leitungen nachgedacht. "Smart Grid" (Intelligentes Stromnetz) heißt das Zauberwort, das eine intelligentere Energiesteuerung verspricht. Auf der knapp 2000 Einwohner großen Insel Pellworm könnte das erste "Smart Grid" Deutschlands errichtet werden.
Wind, Sonne, Biogas: Auf der Nordseeinsel haben erneuerbare Energien eine lange Tradition. Fast jedes sechste Haus hat bereits Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach. Und 13 Windenergieanlagen erzeugen über fünf Megawatt (MW) Strom. Das hat einen guten Grund. "Die Insel ist ganz besonders von der Sonne verwöhnt", erklärt Dieter Haack, Leiter Technischer Netzservice Nord der Eon Hanse AG. In der jährlichen Sonnenscheindauer könne Pellworm mit Städten wie Freiburg im Breisgau oder München mithalten. Die Ausbeute beträgt 1000 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr. Und wenn in der dunklen Jahreszeit die Sonne kaum zu sehen ist, weht eine besonders kräftige Brise.
Lange bevor das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) aus der Taufe gehoben wurde, errichtete Eon Hanse 1983 auf Pellworm eine Hybridanlage - bis vor wenigen Jahren das größte kombinierte Solar- und Windkraftwerk Europas, das längst zu einer Touristenattraktion geworden ist. Jetzt geht der Energieversorger gemeinsam mit der Schleswig-Holstein Netz AG, der Fachhochschule Westküste (FHW) in Heide und dem Fraunhofer Institut IOSB noch einen Schritt weiter. Im Rahmen einer Innovationsstudie soll herausgefunden werden, ob die erzeugte Energie direkt vor Ort genutzt und die Insel damit unabhängig vom Kabel zum Festland sein kann.
Bereits heute wird auf Pellworm drei Mal so viel Energie erzeugt wie verbraucht - aber nicht kontinuierlich. Ein "Smart Grid" soll den zeitlichen Unterschied von Energiegewinnung und -erzeugung ausgleichen. Einfach ist das nicht. Zum einen ist die Form der Speicherung noch nicht geklärt. Und: "Die hohe Qualität der Netze muss gewährleistet sein", erklärt Professor Rainer Schütt von der FHW. Energieschwankungen oder gar Ausfälle würden die Verbraucher nicht akzeptieren.
Pellworm ist für die Studie, die Ende März abgeschlossen sein soll, ideal, da sie ein in sich abgeschlossenes und überschaubares Gebiet mit einem hohen Anteil an unterschiedlichen dezentralen regenerativen Energieerzeugungsanlagen bildet. Aus Sicht von Schütt stehen die Chancen für Aufbau und Betrieb gut - "es könnte Modellcharakter für weitere Netzgebiete in Schleswig-Holstein haben". Bis sichere "Smart Grids" aber auch in anderen Regionen eingeführt und zum Standard werden, vergehen aus Sicht des Professors noch mindestens zehn Jahre.
Fest steht jedoch: "Die Energieversorgung befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel", so Haack.
Quell: www.shz.de
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