Presseschau
Zitat:
Schon wieder eine nervige Bürgerinitiative gegen Höchstspannungsleitungen? Vielleicht hilft ja ein neues Aussehen, hoffen Regierungen und Netzbetreiber. Weltweit entwerfen Designer aufsehenerregende neue Strommasten. Wie viele davon wirklich in Serie gehen, bleibt offen - ebenso, ob sie Landschaftsschützer überzeugen können.
Der britische Energie- und Klimaminister Chris Huhne fand große Worte für ein wahrhaft weltumspannendes Thema. "Die doppelte Herausforderung von Klimawandel und Energiesicherheit sieht uns vor dem Anbeginn einer neuen Ära der Energiearchitektur", sagte Huhne zur Eröffnung eines landesweiten Architektenwettbewerbs. Es müssten akzeptable Wege gefunden werden, um die nötige Infrastruktur für die Energiewende in die "urbanen und natürlichen Landschaften einzubinden". Architekten, Designer und Ingenieure seien aufgefordert, "eine der entscheidensten und umstrittendsten Fragen des modernen Großbritannien neu zu denken: den Hochspannungsmast". Den Gewinnern des Wettbewerbs winken immerhin Preisgelder von insgesamt 10.000 britische Pfund.
"Land of Giants" in Island - ein Fall von Größenwahn? Die Bankenkrise brachte auch die Pläne für Riesenstrommasten zu Fall.
(Foto: Choi+Shine Architects)
Ob im Vereinigten Königreich, im Rest Europas oder hierzulande: Es wird nicht viele Menschen geben, die die stählernen Ungetüme besonders schön finden. Landschafts-Connaisseuren sind sie seit jeher ein Dorn im Auge; Naturschützer fürchten sie als Todesfalle für Vögel und Anwohner graust es vor möglichen Gefahren elektromagnetischer Felder. Doch ohne sie gehen, ob mit oder ohne Atomkraft, buchstäblich die Lichter aus. Als 2005 nach einem Schneesturm im Emsland zahlreiche Strommasten einknickten, fühlten sich mehr als 200.000 Menschen bei Kerzenschein und ausgekühlten Heizkörpern tagelang in vorindustrielle Zeiten zurückversetzt.
Die stillen, stählernen Riesen, ohne die eine Industriegesellschaft schlechterdings nicht denkbar wäre, säumen Straßen und Flüsse, überspannen Täler, Wälder und Gebirge. Zehntausende stehen allein in Deutschland in der Landschaft herum. Und es werden in den nächsten Jahren noch einige hinzukommen, wenn die Energiewende greift und immer mehr Windstrom aus Norddeutschland in die Industrieregionen des Südens geleitet werden muss. Auch der Sonnenstrom, der vielleicht einmal aus Nordafrika zu uns fließen soll, muss ja irgendwie transportiert werden. Erdkabel wären zwar eine landschaftsschonende Alternative. Doch sie sind um ein vielfaches teurer als Freileitungen und zum Teil technisch noch nicht voll ausgereift.
Der klassische Gittermast mit den ausgestellten Füßen und den markanten Auslegern dagegen hat den Praxistest längst bestanden. Er ist robust, kostengünstig, dank eines Baukastensystems flexibel einsetzbar und, im Regelfall, sehr wartungsarm. Und das schon seit vielen Jahrzehnten. "Die Architektur des Stahlgittermastes ist seit hundert Jahren mehr oder weniger gleich geblieben", sagt ein Sprecher des Energiekonzerns RWE. Rund zwanzig Prozent der Strommasten des 110-Kilovolt-Verteilernetztes von RWE wurden noch vor 1950 gebaut. In England sieht es nicht anders aus. Der bis heute übliche englische Standardmast wurde 1927 von dem Architekten Sir Reginald Blomfield konstruiert. Seither habe er sich, so Ruth Reed, Präsident des Royal Institute of British Architects, "kaum verändert".
Jetzt also soll der Strommast neu erfunden werden. Der Hochspannungsmast der Zukunft soll die wirtschaftlichen und konstruktiven Vorteile der bisherigen Modelle mit einer gefälligeren Ästhetik verbinden. Stromversorger und Netzbetreiber erhoffen sich davon mehr Akzeptanz für neue Stromleitungen in der Bevölkerung. Bislang laufen an jeder geplanten Trasse Dutzende von Bürgerinitiativen Sturm gegen die turmhohen Metallgerüste.
Homunkuli in Island
Das Bild vom stählernen "Riesen" wörtlich genommen haben die US-Architekten Thomas Shine und Jin Choi. Für einen vom isländischen Stromversorger Landsnet initiierten Gestaltungswettbewerb hatten sie - bislang freilich nur virtuell - zyklopenhafte, menschenähnliche Metallmaste in der kargen Vulkan- und Gletscherlandschaft der Insel gesetzt. Die Homunkuli sollen, ähnlich wie die rätselhaften Statuen auf den Osterinseln, zu "Monumenten in der Landschaft" werden, schreiben die Architekten in ihrer Bewerbung. Die rund 100 von der Landsnet-Jury im Jahre 2008 bewerteten Entwürfe reichen von minimalistischen Konstrukten, die wie Striche in der Landschaft stehen, bis zu landschaftsprägenden Versionen oder futuristischen Szenarien von Freileitungen, die an Ballons in der Luft schweben.
Weniger spektakulär wirken die aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigten Masten des Kölner Architekten Dietmar Koering. Mit ihren organischen, kantenlosen Formen erinnern sie entfernt an Collani-Kreationen. Die mediale Aufmerksamkeit, die seinem Entwurf zuteil geworden sei, habe ihn überrascht, sagt Koenig, der sich zeitweise schon zum "Mister Strommast" ausgerufen fühlte. "Dabei sehe ich meine Entwürfe eher als Kunstobjekt". Ob die Strommastrevolution in Island jemals Realität wird, ist fraglich, nachdem das Land infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise zeitweise vor dem Staatsbankrott stand.
Noch mehr Stromriesen in Island. (Foto: Choi + Shine Architects)
Wirklich gebaut wurden Designermasten erst an wenigen Orten; meist sind es Einzelstücke. Mit rund zwei Dutzend solcher Unikate scheinen die Finnen besonders kreativ zu sein. Eine Designleitung verläuft, hellblau gestrichen, am Stadtrand von Helsinki. "Die sind vor allem als Eyecatcher gedacht", sagt Axel Thallemer. Der Professor für Industriedesign an der Kunstuniversität in Linz hat seine Studenten im Auftrag des österreichischen Netzbetreibers Verbund-Austrian Power Grid AG (APG) ein gutes Dutzend neuer Masten entwerfen lassen und sich dafür im Universum der Hochspannungsmasten umgeschaut.
Oft haben die Masten einen Bezug zu dem Ort, an dem sie errichtet wurden. So gibt es, wiederum in Finnland, einen Mast neben einem Kohlekraftwerk, der wie ein in sich verdrehter Kaminschlot daherkommt. In den USA weist ein Exemplar mit Micky Maus-Ohren auf einen nahe gelegenen Disneypark hin. Der französische Kurort Amnéville-les-Thermes hat vier Hochspannungsmasten der Stromleitung von Amneville nach Montois von der Künstlerin Elena Paroucheva aufbrezeln lassen. Das um die Gittertürme gelegte Geflecht aus Stahlrohren und Kunststoffschläuchen sieht aus wie ein neckisches Reifröckchen. Fehlt eigentlich nur noch der Hundertwasser-Mast.
"Lächerliche Behübschungen"
Axel Thallemer hält wenig von solchen "Behübschungen": "Lächerlich", "peinlich" oder "völlig daneben", entfährt es ihm, wenn er Designmasten aus aller Welt auf seinem Laptop Revue passieren lässt. Die Entwürfe seiner Studenten kommen dagegen ziemlich puristisch daher. Aufgabe war, die herkömmlichen Gitterfachwerkmasten ästhetisch und konstruktiv weiter zu optimieren und sich dabei Konstruktionsprinzipien der Natur zunutze zu machen. Eine Studentin aus Salzburg hat sich an der Doppel-Helix der DNA orientiert, ein Kommilitone an einem Baum. Die Chinesin Gloria Dai Yali wählte das Bambusrohr aus ihrer Heimat als Vorbild. Ihr Ziel war ein möglichst schlanker, aber dennoch stabiler Mast auf möglichst kleiner Grundfläche. "Mein Favorit", sagt Thallemer.
Indes: Auch diese Entwürfe sind vorerst in der Schublade verschwunden. Denn die APG überlegt für ihr aktuelles, in den betroffenen Gemeinden stark diskutiertes Projekt der "Salzburgleitung" von Oberösterreich zum Tauernkraftwerk Kaprun, eine adaptierte Version des Masttyps Wintrack des niederländischen Netzbetreibers Tennet einzusetzen. An noch zu definierenden "sensiblen Stellen" dieser neuen 380-Kilovolt-Trasse, so Herbert Lugschitz, Leitungsbauexperte des Netzbetreibers APG, könnten diese Masten zum Einsatz kommen. Auch der deutsche Tennet-Ableger, der das frühere Höchstspannungsnetz von Eon gekauft hat, liebäugelt mit dieser Neuheit.
Bei Wintrack handelt es sich derzeit in Europa wohl um den einzigen innovativen Masttyp, der Chancen hat, auch großflächiger zum Einsatz zu kommen. Mit ihren zwei hellen, nebeneinander stehenden Stahlpylonen und ohne weite Ausleger wirken Wintrack-Masten recht filigran und ähneln ein wenig den Oberleitungen moderner ICE-Strecken. Nachteil: Wintrack-Leitungen sind teurer und können nur dort gebaut werden, wo man mit einem Autokran hinkommt. Eine kleine Wintrack-Strecke sei in Holland schon in Betrieb, sagt Lugschitz. Die Masten wirkten "äußerst elegant, beinahe zart". Auch von vielen betroffenen Bürgern werde diese Variante des Hochspannungsmastes als "modern und ansprechend" bewertet.
Strombäume für Italien: Die Pariser Firma Hugh Dutton Associés gewann den Wettbewerb der italienischen Stromfirma Terna. (Foto: http://hda-paris.com/)
Die Abkehr vom Gittermast, der ja, wie der Eiffelturm, an industrielle Gründerzeiten gemahnt, wäre auch für Peter Ahmels, Experte für Erneuerbare Energien und Netzausbau bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH), eine denkbare Option. Obwohl sie nicht durchsichtig seien wie die Gittermasten wirkten Wintrack-Pylone weniger dominant. Auch bei Windrädern hätten sich schließlich elegante Turmkonstruktionen gegen die altertümlich wirkenden Gittermasten durchgesetzt.
Landschaftsschützer wie Martin Konrad Wölzmüller vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege, halten Designmasten dagegen für eine "ästhetische Spielerei". Der Bau einer Freileitung sei immer ein "technischer Eingriff in die Landschaft" und werde nicht besser, wenn man ihn "kaschiere und ästhetisiere". Außerdem werde damit die Frage verschleiert, ob diese oder jene Leitung wirklich nötig sei.
Damit steht Wölzmüller in diametralem Gegensatz zu Designprofessor Thallemer, der die Gittermasten sogar als Bereicherung empfindet. "Ich fand die eigentlich immer schön." Vor allem in den Bergen erleichterten "gereihte Maste" die Orientierung und verliehen der Landschaft "über den Kontrast von Natur und vom Menschen gemachter Technik als Kontrapunkt einen besonderen Reiz".
Quelle / Volltext: Klimaretter
E-Future-2011 / E-Mobility - Who is preparing our youth for the future as an energy consumer? Renewable energy, solar energy, wind energy, geothermal energy, Smard grid, electric vehicles, space technology / энергии потребителям / Los consumidores de energía / الطاقة للمستهلكين / Het energieverbruik / جنس / sesso /zużycie energii / اسکوتر برقی / Desertec ---------- Kontakt: Dorota Ziesch Tel.:0209 - 88339422 mail: redaktion-e-zukunft@web.de
Sonntag, 3. Juli 2011
Bundesrat und Bundestag haben das Schlimmste verhindert
Berlin. Zum heutigen Beschluss des Bundestages zur EEG-Novelle 2012 erklärt der Präsident des Bundesverbandes WindEnergie e.V. (BWE), Hermann Albers:
„Der vom Bundesumweltministerium vorgesehene EEG 2012-Entwurf hätte zu massiven Vergütungskürzungen für die Windenergie an Land geführt. Eine Studie der Deutschen WindGuard im Auftrag des Bundesverbandes WindEnergie und des Wirtschaftsverbandes Windkraftwerke hat ergeben: 60 Prozent der in den kommenden zwei Jahren geplanten Projekte wären gefährdet gewesen. Die Empfehlungen des Bundesrates und die Korrekturen, die der Bundestag in letzter Minute vorgenommen hat, waren daher richtig und haben das Schlimmste verhindert.
Die EEG-Novelle 2012 ist Lehrbeispiel dafür, was aus übereilten Gesetzgebungsverfahren resultiert. Die Verunsicherung, die die geplanten Vergütungskürzungen in der Windenergiebranche hervorgerufen haben, war vollkommen unnötig. Dies hätte verhindert werden können, wenn man sich von Anfang an mit dem wissenschaftlichen Begleitgutachten, das das Bundesumweltministerium selbst für die Windenergie an Land beauftragt hat, und mit den Positionen der Sachverständigen und Experten stärker auseinandergesetzt hätte.
Trotz der Ausbesserung grober Fehler steht am Ende des Novellierungsprozesses ein EEG, das viele Fragen offen lässt und das nicht zu einem beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien führen wird. Obwohl der wichtige SDL-Bonus vorerst erhalten bleibt, wurde die Degression der Windenergie an Land als günstigste Erneuerbare Energie von 1 auf 1,5 Prozent angehoben. Die starke Beschränkung und damit die de facto Abschaffung des sogenannten Grünstromprivilegs, das die direkte Vermarktung von Erneuerbarem Strom zum Ziel hatte, geht auf Kosten der Verbraucher von Ökostrom. Darüber hinaus hat die Bundesregierung bisher nicht erklärt, wie sie den Atomstrom ersetzen will. Dass nach Fukushima und mit dem neuen Atomausstieg der Anteil des Erneuerbaren Stroms in der Zielsetzung bis 2020 nicht erhöht wurde, kann nur bedeuten: Fossile Kraftwerke treten an die Stelle atomarer. Damit verspielt die Bundesregierung die historische Chance, die Energiewende jetzt zu beschleunigen."
Weitere Informationen zum EEG finden Sie unter www.eeg-aktuell.de
Kontakt:
Alexander Sewohl
Pressesprecher
Bundesverband WindEnergie e.V.
Tel.: 030 / 28482-121
E-Mail: a.sewohl@wind-energie.de
www.wind-energie.de
„Der vom Bundesumweltministerium vorgesehene EEG 2012-Entwurf hätte zu massiven Vergütungskürzungen für die Windenergie an Land geführt. Eine Studie der Deutschen WindGuard im Auftrag des Bundesverbandes WindEnergie und des Wirtschaftsverbandes Windkraftwerke hat ergeben: 60 Prozent der in den kommenden zwei Jahren geplanten Projekte wären gefährdet gewesen. Die Empfehlungen des Bundesrates und die Korrekturen, die der Bundestag in letzter Minute vorgenommen hat, waren daher richtig und haben das Schlimmste verhindert.
Die EEG-Novelle 2012 ist Lehrbeispiel dafür, was aus übereilten Gesetzgebungsverfahren resultiert. Die Verunsicherung, die die geplanten Vergütungskürzungen in der Windenergiebranche hervorgerufen haben, war vollkommen unnötig. Dies hätte verhindert werden können, wenn man sich von Anfang an mit dem wissenschaftlichen Begleitgutachten, das das Bundesumweltministerium selbst für die Windenergie an Land beauftragt hat, und mit den Positionen der Sachverständigen und Experten stärker auseinandergesetzt hätte.
Trotz der Ausbesserung grober Fehler steht am Ende des Novellierungsprozesses ein EEG, das viele Fragen offen lässt und das nicht zu einem beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien führen wird. Obwohl der wichtige SDL-Bonus vorerst erhalten bleibt, wurde die Degression der Windenergie an Land als günstigste Erneuerbare Energie von 1 auf 1,5 Prozent angehoben. Die starke Beschränkung und damit die de facto Abschaffung des sogenannten Grünstromprivilegs, das die direkte Vermarktung von Erneuerbarem Strom zum Ziel hatte, geht auf Kosten der Verbraucher von Ökostrom. Darüber hinaus hat die Bundesregierung bisher nicht erklärt, wie sie den Atomstrom ersetzen will. Dass nach Fukushima und mit dem neuen Atomausstieg der Anteil des Erneuerbaren Stroms in der Zielsetzung bis 2020 nicht erhöht wurde, kann nur bedeuten: Fossile Kraftwerke treten an die Stelle atomarer. Damit verspielt die Bundesregierung die historische Chance, die Energiewende jetzt zu beschleunigen."
Weitere Informationen zum EEG finden Sie unter www.eeg-aktuell.de
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Alexander Sewohl
Pressesprecher
Bundesverband WindEnergie e.V.
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