Jetzt erst recht
Die Vorbereitungsgruppe hält an der Bürger-Energiegenossenschaft fest. Sie will die Nachbargemeinde Rödermark mit ins Boot holen.
In vielen Gemeinden schon Realität: die Bürgersolaranlage.
In vielen Gemeinden schon Realität: die Bürgersolaranlage.
Foto: R. Oeser
Die Zielgerade war schon erreicht. Berechnungen angestellt, Anträge formuliert. Eigentlich sollte sie am Donnerstagabend gegründet werden, die Bürger-Energiegenossenschaft Rodgau. Eine 15-köpfige Vorbereitungsgruppe hatte seit August 2011 daran gearbeitet. Für 100 Euro sollte jedermann Anteile erwerben können.
„Wir hatten rund 120 Interessenten“, sagt Franz Dürsch vom Vorbereitungsteam. Doch nur einen Tag vorher machte der Beschluss des Bundeskabinetts, die Einspeisevergütung für Solarstrom deutlich zu kürzen, erst mal einen Strich durch die Rechnung. „Das war ein Schlag ins Kontor“, so Dürsch. Die Versammlung wurde kurzfristig abgesagt.
Dennoch: ans Aufgeben denken die Energie-Pioniere nicht – im Gegenteil. Sie wollen ihr Projekt einer Bürgersolaranlage weitervoranbringen. Die geplante Anlage mit rund 300 Quadratmetern auf dem Dach der Feuerwache-Süd hätte sich unter den bisherigen Bedingungen mit 24,43 Cent pro Kilowattstunde „gerade eben gerechnet“, wie Dürschs Mitstreiter Volker Feldmann sagt. Nun könnten mehr Flächen dazukommen, was die Kosten senken und Erträge verbessern würde.
Der Vorbereitungskreis hat Kontakt zur Nachbargemeinde Rödermark aufgenommen. Dort steht ebenfalls die Entscheidung über die Bestückung dreier kommunaler Dächer mit Solarzellen an. Die Rodgauer Aktivisten hoffen, dass sich die Stadtverordneten dort für die Genossenschaftsidee begeistern lassen. Rund 2400 Quadratmeter könnte man dann für die Energiegewinnung nutzen. „Mit vier Dächern würde es sich lohnen“, ist Feldmann überzeugt. „Außerdem ist es besser, wenn nicht jede Stadt getrennt handelt.“
100.000 Euro für Solarprojekt
Mit der Einspeisevergütung sinken wohl auch die Preise für die Solarmodule. Allen Unwägbarkeiten zum Trotz hat das Vorbereitungsteam Berechnungen angestellt, mit dem Ergebnis, dass rund 100.000 Euro Eigenmittel für das Solarprojekt bereitgestellt werden müssten. Die neu kalkulierten Pläne möchte man bald zwei regionalen Geldinstituten vorlegen und dort über Kredite verhandeln. „Wenn sie uns unterstützen, ist das ja auch gut für ihr Image“, sagt Dürsch selbstbewusst. Wenn die Genossenschaft entstünde, könnten aus den vier Dächern – so die Vorstellung der Aktivisten – noch mehr werden. Öffentliche Gebäude, Gewerbeflächen, aber auch Privathäuser kämen in Betracht.
Neben der Reduzierung der Einspeisevergütung um monatlich 0,15 Cent pro Kilowattstunde sollen die Erzeuger den Plänen der Bundesregierung zufolge künftig 10 bis 15 Prozent ihres Stroms selbst vermarkten. Auch damit will die Rodgauer Gruppe offensiv umgehen, sich bei der EVO über Stromdurchleitung und Möglichkeiten der Selbstvermarktung informieren. Mit den Elektrizitätswerken Schönau – einem Pionier in Sachen regionaler Ökoenergie – möchten die Rodgauer ebenfalls Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausloten.
„Eine nachhaltige Energieerzeugung auf regionaler Ebene ist das große Ziel“, sagt Feldmann. Die Stadt Rodgau unterstützt mit ihrem Aktionsplan Klimaschutz die Bestrebungen der Bürger, Ökostrom vor Ort zu erzeugen.
Ende April soll ein neuer Anlauf für die Energiegenossenschaft gemacht werden. „Dann ist die Entscheidung über die Dachflächen in Rödermark gefallen und auch die neue Gesetzeslage hoffentlich klarer“, sagt Franz Dürsch. Mehrere Länder haben ihr Veto im Bundesrat gegen die Änderungen bereits angekündigt.
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