Sonntag, 11. März 2012

Test: Mitsubishi i-MiEV


Mitsubishi i-MiEV
Während deutsche Traditionsmarken noch spacige Konzeptstudien auf der IAA kreisen lassen, bringen Japaner und Franzosen voll taugliche E-Cars auf die Straße. Der i-MiEV von Mitsubishi erfreut nicht nur die Hardcore-Elektro-Fans. Auch manch eingefleischter Ottomane liebäugelt mit dem schnittigen E-Car.



Die Redaktion hatte Gelegenheit nach der kurzen Testfahrt mit dem Renault Kangoo ZE auf der Messe in Essen an diesem Wochenende den Mitsubishi i-MiEV zu testen.

Tag 1:

Der Wagen wurde am Freitag um 14 Uhr in Hagen übernommen und nach einer kurzen Einweisung ging es los.

Zum Wagen erhielten wir eine ausführliche bebilderte Informationsmappe, eine Chipkarte zur Nutzung der Stromtanksäulen sowie 2 Ladekabel von ca. 4 Metern Länge.

Das Fahrzeug war voll aufgetankt, die Akkus waren voll, als wir mit der Testfahrt begannen.

Die Fahrt führte uns von der Stadtmitte aus in Richtung Hagen - Haspe, somit noch einige Kilometer durch die City mit häufigen Ampelstopps. Hier zeigte sich bereits, daß der Mitsubishi i-MiEV sehr handlich ist und auch extrem flott zu bewegen ist.

Da Elektromotoren schon beim Start ihr volles Drehmoment liefern und keine Zeit durch Schaltpausen verlieren, geht der Zwerg mit seinen 180 Nm im Heck beim Ampel- Start locker in Führung. Und das, obwohl der Stromer fast 200 Kilogramm mehr auf die Waage bringt als sein in Japan angebotener Benzin-Bruder i, von dem er Karosserie und Grundlayout geerbt hat.

Anschliessend ging es auf die Autobahn Richtung Dortmund, wo wir mit ca 90 kmh im Verkehr mitfuhren, wobei der Economy - Anzeiger immer noch im grünen Bereich blieb.

Einige Überholvorgänge erforderten eine Beschleunigung auf 130 kmh, die der Mitsubishi auch ohne sich anzustrengen brachte, wobei allerdings der Economy Anzeiger bis zum Anschlag ausschlug. Da wurde dann deutlich mehr "Saft" verbraucht.

Also reduzierten wir das Tempo wieder auf ca. 90 kmh und fuhren so wieder im grünen Bereich des Anzeigeinstruments.

In Dortmund verliessen wir die Autobahn und befuhren mit dem Mitsubishi die Wallringe
der Stadt Dortmund, wobei ebenfalls wieder das gute Handling und die Spurtkraft des Mitsubishi positiv auffielen. Im Innenstadtverkehr ist das Fahrzeug optimal, mehr Fahrzeug braucht eigentlich kein Mensch.

Von Dortmund aus ging die Fahrt dann weiter über die Landstrassen in Richtung Münsterland, vorbei an dem zur Zeit stillgelegten Kohlekraftwerksneubau in Datteln zum Zielpunkt Recklinghausen.

Da wir in der angebrochenen Dunkelheit die Beleuchtung einschalten mussten schauten wir besonders intensiv auf das Anzeigeinstrument, stellten dort aber keinen höheren Verbrauch fest.

In Recklinghausen angekommen stellten wir das Fahrzeug nach 110 gefahrenen Kilometern in die Tiefgarage und schlossen es mit dem im Kofferraum liegenden Ladekabel an eine normale Schukosteckdose an. Das Anzeigeinstrument zeigte jetzt noch eine Reserve von ca. 10 Prozent Akkukapazität an.

Der Spezialstecker, der an der Fahrzeugseite eingesteckt werden muss, erwies sich als leicht bedienbar, das ca. 4 Meter lange kabel reichte auch aus, das Fahrzeug mit der Steckdose zu verbinden.

Irritierend war nach der erfolgten Kabelverbindung ein aus dem hinteren Bereich des Fahrzeug kommendes lautes Heulen eines Gebläses, was sich aber schnell wieder abschaltete.

Eine Kontrolle des Anzeigeinstrumentes ergab, dass der laufende Ladevorgang dort deutlich sichtbar angezeigt wurde.

Tag 2

Am nächsten Tag schauten wir zur Kontrolle schom morgens nach dem Fahrzeug und stellten fest, daß der Ladevorgang abgeschlossen war. Das Anzeigeinstrument zeigte 100 Prozent Kapazität an.

Die Fahrt führte uns an diesem zweiten Tag wieder über eine gemischte Strecke Richtung Dortmund, wir simulierten eine Wochenendshopping- Tour.

Auf der A 40 in Richtung Dortmund in Höhe der Abfahrt zur Dortmunder Uni überholte uns bei unserer Reisegeschwindigkeit von ca. 90 kmh ein Golf 2, der mit drei jungen Männern besetzt war, der Fahrer hupte uns an und die Jungs hielten in der Vorbeifahrt die Daumen der rechten Faust in die Höhe.

Wir machten den Spass, denn die Jungs hatten erkannt, dass wir elektrisch fuhren und fanden diese Technologie offensichtlich positiv, wir beschleunigten den Mitsubishi also mit Vollgas, was dazu führte, dass wir die Jungs schnell hinter uns liessen.

In der City drehten wir unsere Runden, wobei aufgrund der Lautlosigkeit des Mitsubishi immer wieder die Passanten an den Strassen und Ampeln hinter uns her schauten.

Diese Lautlosigkeit wird in Zukunft vielleicht aber auch einmal zum Problem, denn gerade die Fussgänger sind es gewohnt, das Fahrgeräusch als Warnsignal zu nutzen. Möglicherweise steigen bei einer E-Auto-Welle, dann deshalb auch die Versicherungsbeiträge mit in die Höhe.

Nach gefahrenen 50 Kilometern traten wir wieder die Rückfahrt an und schlossen das Fahrzeug in Recklinghausen wieder in der Tiefgarage an das Stromnetz an.

Tag 3:

Am dritten Tag ging es zu einer Oldtimermesse nach Essen / Gelsenkirchen, die Tour führte zuerst nach Essen.

Hier versuchten wir an einer der zahlreich vorhandenen Stromladesäulen der in Essen ansässigen RWE unseren Akku aufzuladen.
Wir fanden schnell eine Ladesäule an einem innerstädtischen Parkplatz, leider waren jedoch alle Parkboxen besetzt, so dass wir auf normalem Wege gar nicht an die Ladesäule herankamen.

Wir wollten jedoch die Ladesäule nutzen und fuhren daher dann direkt über den Bürgersteig an die Säule heran. das war zwar nicht ganz zulässig, aber wir wollten uns ja nur schelle eine Powerladung abholen. Auch hier waren die Kabel schnell angebracht, die Stecker passten alle, jedoch fanden wir keine Möglichkeit, die aus Hagen mitgebrachte Chipkarte zur Zahlung einzusetzen. Eine barzahlungsmöglichkeit war auch nicht gegeben.

Die Ladesäule hatte keinen Leser, der die Chipkarte auslesen konnte. Allerdings hatte die Ladesäule eine Service-Hotline aufgedruckt, die wir trotz des Sonntags erreichten. Ein netter junger Mann fragte uns nach einer RWE Vertragsnummer, die wir selbstverständlich nicht hatten, weshalb er uns mitteilte, dass wir dort keine Freischaltung von ihm bekommen könnten.

Nun hatten wir also einen Stromer, standen vor einer Stromtankstelle, konnten aber trotzdem keinen Strom nachladen.

Er wünschte uns dann aber trotzdem eine gute Weiterfahrt.

Anschliessend ging die Fahrt nach Gelsenkirchen, bereits bei der Ankunft waren 70 Prozent der Reichweite verbraucht.

Wir stellten das Fahrzeug am Rande des Messegeländes auf den Parkplatz und schauten uns die Messestände an. Hier hätten wir die Zeit gerne zur Aufladung des Akkus genutzt, aber leider fanden wir keine Ladesäule und auch keine Schukosteckdose.

Nach dem Messebesuch ging es zurück nach Essen und dort begann die Stromsuche.

Zum Glück fanden wir einen freundlichen Kioskbesitzer, der es erlaubte, dass wir unser Fahrzeug an seiner Steckdose anschlossen.

Nach 2,5 Stunden Ladezeit war der Anzeiger schon wieder bei ca. 80 Prozent angelangt, so dass wir die Rückfahrt nach Recklinghausen antreten konnten.

Eine Fahrt in andere Städte sollte also auf jeden Fall immer genau geplant werden, denn wenn es auch bundesweit bereits Tausende Ladesäulen gibt heisst das noch lange nicht, dass man jede nutzen kann.

Tag 4:

Am vierten Testtag fuhren wir nach Herne zur Akademie, denn dort war unseres Wissens der Herner Solartag terminiert.

Um aber auch an diesem Tag auf unsere vollen Kilometer zu kommen fuhren wir über Gelsenkirchen, Essen, Bottrop und Gladbeck. So war die Planung. Aber eine Grossbaustelle in Gelsenkirchen machte uns einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Plötzlich mussten wir einer Umleitung folgen, was zu fast 20 Mehrkilometern führte, die wir bei der Tourenplanung nicht eingeplant hatten.

So fehlten uns diese Kilometer am Tourende und es begann das grosse Zittern. Würden wir mit dem zur Verfügung stehenden Reststrom unseren Heimathafen erreichen ?

das Anzeigeinstrument zeigte nur noch 2 Ladebalken an und blinkte, wodurch es zum Aufladen aufforderte. Kurz vor Recklinghausen war es nur noch ein Ladebalken und wir befanden uns immer noch auf der Autobahn.

Ohne Strom auf der Autobahn liegenzubleiben - Nein Danke, diese Schmach wollten wir uns nicht leisten. Also fuhren wir die nächste Abfahrt ab und suchten die nächste Tankstelle auf.

Der Tankwart schmunzelte, als wir ihm unser Problem erklärten, verkaufte uns jedoch bereitwillig 1 Stunde Aufladezeit an seiner Steckdose. Dazu durften wir uns vor seine Werkstatthalle stellen und dort die Steckdose nutzen.

Die Stunde Aufladezeit brachte uns den zweiten Balken zurück, so daß wir dann die Weiterfahrt in unsere heimische Tiefgarage wagen konnten.

In der Stunde sprachen uns 4 neugierige Tankkunden an und erkundigten sich nach dem fahrzeug.

Als wir die Tiefgarage erreichten und an unsere eigene Stromversorgung anschliessen konnten waren wir doch erleichtert.



Fazit:
Bei den Testfahrten überraschte, dass die maximale Reichweite einer Akkuladung kaum vom Fahrstil abhängt.
So lief der i-MiEV bei normaler Fahrweise immer ca. 110 Kilometer weit.
Diese Reichweite dürfte für den grössten Teil der europäischen Autofahrer völlig ausreichend sein, denn auch Berufspendler fahren im Schnitt nur 60 km je Tag.

Sollten zukünftig an den Arbeitsorten bzw. Parkplätzen der Pendler ausreichend Ladesäulen zur Verfügung stehen, damit eine volle Nachladung realisierbar ist, werden sich sicherlich viele Fahrer für den Kauf dieses Stromers interessieren.

Kosten iMiEV
Gute 34.000 Euro kostet der elektrische Mitsubishi noch, doch dafür spart man natürlich an anderer Stelle. So zahlt man für 100 Kilometer gerade mal drei Euro an Stromkosten und hinzu kommt, dass die Wartungskosten (Lieblingsthema aller Elektro-Fans!) des i-MiEV um bis zu 75 Prozent unter denen herkömmlicher Kleinwagen liegen.
Ein weiterer Bonus steckt in dem unschlagbar niedrigen CO2-Ausstoss. Natürlich liegt er nicht bei Null, wie es uns die Werbung immer einreden will, sondern bei 73 g CO2/km, legt man den durchschnittlichen Energiemix der deutschen Energieversorgung zugrunde.
Fährt man doch mal weiter übers Land, sollte man vorher kucken, ob und wo es eine Stromtankstelle gibt.

Andererseits besteht immer noch die Möglichkeit sich bundesweit einen freundlichen Kioskbesitzer oder Tankwart zu suchen und diesen um die Genehmigung zur Stromnutzung zu ersuchen.

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