Freitag, 23. März 2012

Energienetze der Zukunft


Unser Gastbeitrag:

Heiss diskutiert werden im Moment die fehlenden Stromtrassen in Deutschland. Unser Minister Röttgen kündigt gerade im Fernsehen an, dass man jetzt ja damit begonnen hätte, die Trassen auzubauen.

So soll der auf den Offshore - Windparks produzierte Strom in die deutschen Ballungsgebiete transportiert werden.

Vergessen hat Herr Röttgen allerdings, dass auf der Strecke von den deutschen Küsten bis in die Zentren wie z.B. den Ballungsraum Stuttgart jede Menge gutsituierte Wohlstandsbürger wohnen, die jede Trassenplanung durch Einsprüche und entsprechende Gerichtsverfahren auf Jahre blockieren können.

In Thüringen sind bereits Bürgerinitiativen gegen den geplanten Trassenbau gegründet worden, die Trasse durch Thüringen wird so schnell wohl nicht realisiert werden können.

In anderen Bundesländern ist es ähnlich.

Da fürchten Hausbesitzer, dass Ihnen eine Überlandleitung die schöne Aussicht von Ihrer Terrasse verschlechtert oder da fürchten Bürgermeister Einbrüche im Tourismusbereich, weil wegen der neuen Stromtrassen die Pensionsgäste ausbleiben könnten.

Mit den kuriosesten Gründen wenden sich etliche unserer Wohlstandsbürger gegen den Trassenausbau.

Warum wird dann nicht ein bestehendes dichtes Netz genutzt ?

Ein solches Netz besteht im Bereich der Gasversorgung.

Das deutsche Erdgassystem stellt mit seinem fast 500.000 Kilometer langen Leitungsnetz ein riesiges und schon flächendeckend vorhandenes Speichermedium dar.

Gas und Strom ? Passt das denn zusammen ?
Ja !
Ein eindeutiges "Ja" ist hier die Antwort.

Das Gasnetz könnte genau der Energiespeicher sein, der für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien dringend benötigt wird. Regenerativer Strom soll demnach per Wasserelektrolyse zu Wasserstoff umgewandelt und ins Gasnetz eingespeist oder in einer nachgeschalteten Methanisierung zu Methan umgewandelt werden.

Der Wirkungsgrad des ersten Umwandlungsschrittes, der Elektrolyse, liegt bei mindestens 80 Prozent. Einziges Nebenprodukt: reiner Sauerstoff, der aber auch noch genutzt werden kann. In einem möglichen zweiten Umwandlungsschritt, der Methanisierung, können Gesamtwirkungsgrade von immerhin 60 Prozent erreicht werden. Das dabei erzeugte erneuerbare Methan ist dafür voll kompatibel mit dem Erdgas in den Netzen und kann so ohne jegliche Einschränkung verwendet werden. Dennoch sollte die Methanisierung nur dann erfolgen, wenn die Einspeisung von Wasserstoff – schon heute sind Beimischungen im einstelligen Prozentbereich in vielen Fällen unkritisch – an ihre Grenzen stößt.

Schon dieses Potential würde ausreichen, um den zu erwartenden überschüssigen Ökostrom – denn um den geht es hier – nach den derzeitigen Ausbauszenarien nutzbar zu machen und damit eine schnellere Integration erneuerbarer Energien zu ermöglichen. Im Rahmen der Innovationsoffensive wird gezeigt, wie dieses Speicherpotenzial in der Praxis nutzbar gemacht werden kann.

Insgesamt sollte bei beiden Verfahrensschritten (Elektrolyse und Methanisierung) beachtet werden, dass man hier der nutzbaren Energie mehr als den Verlusten Beachtung schenken sollte. Ohne die Umwandlung in Wasserstoff bzw. Methan und die darauf folgende Einspeisung und Speicherung ins Gasnetz würde der Wind- oder Solarstrom gar nicht genutzt werden können. Entsprechend umgewandelt können Wasserstoff bzw. Methan in KWK- Anlagen zu Ökostrom und erneuerbarer Wärme verarbeitet oder als klimaneutraler Bio-Kraftstoff für Erdgasfahrzeuge genutzt werden. Der Charme dieser Strom-zu- Gas-Technologie (Power-to-Gas) liegt zum einen in der Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten und dass man die bestehende Infrastruktur des Gasnetzes nutzen kann, und zum anderen darin, dass diese Idee eben nicht nur eine Idee, sondern eine im kleineren Format schon längst umgesetzte Realität darstellt!

Melanie Brück