Freitag, 23. März 2012

Kuriose Fakten - Des Kaisers neue Autos

Der letzte deutsche Kaiser hielt Autos zunächst für eine zeitweilige Modeerscheinung. Dennoch besaß er später einen großen Fuhrpark – darunter bereits auch Elektroautos.

Wilhelm II. unterwegs in einem Elektroauto – eine ungewöhnliche Vorstellung, denn mit moderner Zukunftstechnologie lässt sich der letzte deutsche Kaiser nur schwer in Verbindung bringen. Tatsächlich war der Monarch um die Jahrhundertwende zunächst auch alles andere als ein Autofreund: „Ich glaube an das Pferd“, kommentierte er skeptisch die Entwicklung der ersten motorisierten Fahrzeuge, „das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung“ und derartige „Stinkkarren“ werde er nicht besteigen, verkündete er.

Irgendwann aber muss ihn einer seiner Untertanen von den Vorteilen der Automobile überzeugt haben, denn bereits wenige Jahre später besaß der Kaiser einen stattlichen Fuhrpark. Neben zahlreichen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren verfügte er auch über drei Elektroautos vom Typ „Mercedes Electrique“, ein Model das seit 1906/07 von der Daimler-Motoren-Gesellschaft hergestellt wurde. Ob der Kaiser mit seinen Elektroautos zufrieden war, ist nicht überliefert, zumindest über Gestank dürfte er sich aber nicht beschwert haben.
Kaiser Wilhelm Elektroauto
Frühes Elektroauto: der Mercedes Electrique
Kaiser Wilhelm Elektroauto
Kaiserliche Elektroautos auf der Berliner Automobilausstellung 1907

So kurios der elektromobile Kaiser aus heutiger Sicht wirken mag, für Wilhelms Zeitgenossen war Elektromobilität nichts Ungewöhnliches. Denn zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Elektroautos fast ebenso weit verbreitet wie Autos mit Verbrennungsmotoren. Die Entwicklung beider Antriebsarten verlief in den Anfangsjahren der Automobilität zunächst parallel, teilweise waren E-Autos den Verbrennern sogar voraus.

Knapp ein Jahrhundert später erlebt die Elektromobilität ein Comeback. Und auch wenn zurzeit die Kanzlerin Elektroautos noch nicht persönlich nutzt, wird E-Mobilität im Berliner Regierungsalltag künftig eine größere Rolle spielen. Denn das erklärte Ziel der Regierung – die CO2-Emissionen des eigenen Fuhrparks zu reduzieren – soll vor allem über die Elektrifizierung der Antriebe erfolgen. Außerdem gilt es mit gutem Beispiel voranzugehen: Bis 2020 sollen mindestens eine Million Elektroautos in Deutschland fahren, so der Plan der Regierung. Verkehrsminister Ramsauer immerhin zählt bereits einen E-Smart zu seinen Dienstwagen.